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Perspektive west
Situation

offener Projektwettbewerb der Stadt Zürich

Standort: Zürich
Jahr: 2018

Städtebau / Architektur / Funktionalität
Hier an dieser Kreuzung, an der Grenze zwischen dem Chreis Cheib und Altstetten kommen so viele verschiedene Akteure der Stadt zusammen wie selten. Dieses verheissungsvolle Eckhaus, das davon erzählt, was aus diesem Ort hätte werden können, verdient Beachtung. Bald schon kriegt es neue Nachbarn. Grosse Bauten für Busse und Familien. In Mitten von soviel Bautätigkeit muss diesem einzigartigen Schmuckstück, Raum gesichert werden, damit es nicht zur kleinen Intarsie verkümmert.
Mit den Wohnungen für Jugendliche in Ausbildung hat die Stadt Zürich die passende Nutzung gefunden, die es erlaubt den Bestand ohne grosse Eingriffe zu nutzen. Der Ergänzungsbau, strickt die Struktur des Bestandes weiter. Die Erweiterung des Haus Eber legt sich wie eine Halskrause um einen König oder ein Spitzensaum um den Rock. Der neue Hausteil baut ganz auf die Idee der Flexibilität einfacher Strukturen auf. Ähnlich wie der Bestand und viele umliegende Wohnbauten aus den Anfängen des 20 Jahrhunderts, sind die Raumtiefen gering, die Räume neutral und die Belichtung optimal. Was heute als Wohngemeinschaft bestens funktioniert, soll auch in zwanzig Jahren als Familienwohnung oder Arztpraxis funktionieren können. Ähnlich wie im Bestand sind die Treppen und Nasszellen im Neubau hofseitig aufgereiht, jeweils durch die Zugangsräume unterbrochen. Nach aussen hin liegen in regelmässiger Anordnung die Zimmer von immer gleicher Grösse. 
Von der Bullingerstrasse aus betreten die Bewohner und Besucher das neue Gebäude über das Hoftor. Von hier gelangt man ebenerdig zum grosszügigen Fahrradraum oder über eine breite offene Treppe auf die erhöhte Ebene des gemeinschaftlichen Hofs, von wo sich alle Wohnungen und deren Treppenhäuser miteinander verbinden. Wer sich von der Herdernstrasse nähert, betritt erst einen kleine öffentlichen Vorplatz. Auch hier bietet sich über eine der Brandmauer angeschmiegt Freitreppe ein Weg nach oben zum Hof, wie auch direkt mit dem Velo in den gedeckten Erdgeschossbereich. Der Neubau bietet zwei Wohnungstypen; eine Geschoss- und eine Maisonettewohnung. Beiden gleich ist eine kurzwegige, gekammerte Struktur mit dem Wohn-/Essbereich und einem kleinen Balkon jeweils in den Ecken des Gebäudes. 

Aussenraum
Der Freiraum des Haus Eber charakterisiert sich durch die zwei klar definierten Räume des Innenhofs und des Vorplatzes zur Herdernstrasse, sowie einem Band, das sich mit einzelnen Unterbrüchen ums ganze Gebäude zieht. Efeu und Immergrün, durchsetzt mit Farnen und Gräsern, Stauden, Sträucher und Bäumen bilden zum Werkhof und zur Bullingerstrasse 91 einen dichten, wilden Saum und bieten den Bewohnern eine sich über die Jahreszeiten verändernde Kulisse. Mit Ausnahme kleiner Aussensitzplätze die den Wohnungen im Erdgeschoss vorgelagert sind, soll dieser Raum unerschlossen bleiben. Dieser grüne Saum geht über in den Vorgartenbereich entlang der Bullingerstrasse. Eine niedrige Mauer grenzt hier zum Trottoir hin ab und schafft einen begrünten Nutzraum. Auch entlang der Herdernstrasse wird der Vorgartenbereich fortgesetzt und schafft für den Gemeinschaftsraum einen zur Abendsonne hin orientieren Aussenraum. In der westlichen Ecke weitet sich der Vorgartenbereich zu einem eigentlichen Platz aus, aufgespannt zwischen Brandmauer des Bestandsbaus, Neubau und Busshalle. Als Cour d’honneur empfängt er Bewohner und Besucher und bietet dank der nahen Küche und Gemeinschaftsraum eine ideale Plattform für gemeinschaftliche, wie auch öffentliche Veranstaltungen. Im Zentrum der ganzen Anlage liegt der erhöhte Innenhof, der mit einem prächtigen Baum in seiner Mitte, je nach Tageszeit ein willkommener Ruheort oder Treffpunkt ist. Alle Wege kommen hier zusammen, wodurch er ein Ort der Begegnung und des Austausch ist. 

Ausdruck / Konstruktion / Materialisierung
Der Ausdruck des Erweiterungsbaus umhüllt das klare, multifunktionale Innere mit verspielten Elementen, die die einfache, filigrane Fassade schmücken. Zur Bullingerstrasse hin nimmt das neue Wohnhaus die vertikale Gliederung des Bestands auf und interpretiert sie neu. Von Osten nach Süden hin entwickelt sich die Fassade schliesslich zu einer offenen horizontalen Struktur die dem Gedanken eine umarmenden Geste um den Bestand noch mehr Ausdruck verleiht.
Die statische Struktur des Neubaus besteht aus der Aussenfassade sowie den Nasszellen und Treppenhäuser aus Mauerwerk und Beton. Die geringen Spannweiten und regelmässige Verteilung der tragenden Elemente ermöglicht eine wirtschaftliche Bauweise und erlaubt alle Zimmerwände nichttragend auszuführen, wodurch auch in Zukunft eine andere Unterteilung oder Nutzung denkbar ist. Die Wandscheiben der Aussenfassade werden als verputztes Zweischalenmauerwerk erstellt. Dadurch wird eine Dauerhaftigkeit, wie auch Wirtschaftlichkeit und eine gute Eingliederung möglich. Die Holzmetallfenster sind Sturzlos in Pfostenriegelkonstruktion zwischen den Wandscheiben montiert und belichten die Zimmer optimal. Im Dachbereich wird eine Tafelbauweise mit einer Dachhaut aus Titanzinkblech vorgeschlagen.

 

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