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Erneuerung Textilmuseum St.Gallen

Ideenwettbewerb im offenen Verfahren
In Zusammenarbeit mit Eberhard Troeger

Juni 2020

Palast der Textilarbeit
Das Textilmuseum St. Gallen residiert zwar im sogenannten Palazzo Rosso, doch trotz seiner zentralen Lage versteckt sich dieser kleine „Palast“ bescheiden in einer Seitengasse. Und das hat seine Gründe – ist er doch ein Palast der Textilindustrie und deren Arbeiter und diente neben seiner Museumsfunktion auch schon als Schulgebäude und Produktionsstätte.
Mit einer neuen Dachkrone erhält der bescheidene Palazzo Rosso nun einen neuen Auftritt, der seiner Funktion als bedeutendes Museum der Stadt gerecht wird.

Dachkrone
Die vorgeschlagene Erweiterung des Gebäudes nach oben soll eine markante Bekrönung des Palazzo Rosso schaffen, die ihm zu neuer Präsenz im Stadtbild verhilft.
Das Verhältnis zwischen strenger Fassade und expressiver Dachkrone hat in der Architekturgeschichte eine lange Tradition. Dabei spielten einerseits zum Himmel strebende Formen wie Türme, Schlote und Zinnen eine grosse Rolle, und andererseits wurde die Dachbekrönung durch die Farben bunter Ziegelmuster oder farbig bemalter Dachüberstände, -giebel und -firste betont und veredelt. Mit Beginn der Industrialisierung griffen die Architekten von Produktionshallen dieses Thema in Form gezackter Sheddächer wieder auf. Unser Entwurf verwebt all diese Themen zu einer neuen Museumskrone.

Der neue Aufbau besteht aus vier Volumen, der Räume unterschiedliche Ausformungen haben:
Die drei Ausstellungssäle auf den Seitenflügeln und dem Treppenhaus haben unterschiedlich gezackte, spitze Dachformen und bieten grosse, frei bespielbare Ausstellungsflächen. Der Saal auf dem südwestlichen Flügel kann durch seine grosse Höhe ein zusätzliches Galeriegeschoss aufnehmen. Über dem Mittelrisaliten wird der nachträgliche Aufbau aus den 1950er Jahren entfernt und durch ein glä- sernes Foyer mit grossem Atelierfenster ersetzt. Im Gegensatz zu den übrigen Ausstellungsräumen, die vor Tageslicht geschützt werden müssen, wird mit dem Foyer ein Raum geschaffen, der sich transparent zur Stadt öffnet. Hier können Wechselausstellungen, Empfänge und Modenschauen mit grosser Aussenwirkung stattfinden.

Die Fassaden und Dächer der Aufstockung sind mit Holz- oder Metall-Paneelen verkleidet, die farbige Muster tragen, welche durch Lasuren oder Patinierungen entstehen, so dass die Farben aus den Materialien selbst kommen. Die grafischen Muster nehmen Referenzen zu den Musterbüchern in der Textilbibliothek auf, und stellen gleichzeitig Bezüge zu den Bemalungen von Appenzeller Bauernhäusern her.

Auf diese Weise entsteht eine expressive Dachkrone, die sich in ihrer Vielgestaltigkeit einerseits in die Dachland- schaft der St. Galler Innenstadt einfügt, und andererseits deutlich aus ihr hervorsticht. Der Dachaufbau zeigt sich selbstbewusst zur Vadian- und zur Seidenhofstrasse, und verbindet sich gleichzeitig mit dem bestehenden Gebäude. Von den Hängen über der Altstadt stellen die farbigen Dachspitzen Bezüge zum Dach der Kirche St. Laurenzen und zu den Türmen der Kathedrale her.

Stadtloggia
Um einen barrierefreien Zugang zu erreichen werden die Fenster und der Haupteingang im Mittelrisaliten des Bestandsgebäudes auf Strassenniveau geöffnet. Der öffentliche Strassenraum fliesst stufenlos ins Gebäude.
Es entsteht eine kleine Stadtloggia, über deren überdach- ten Aussenbereich die Besucher das neue Café betreten, und gleichzeitig bietet sie Raum für Büchertische, Plakate, oder Stühle des Cafés. So wird das Museum zu Teil der Stadt – and all things are delicately interconnected.

Ziegelfassaden und Fensterläden
Die Fassade des Bestandsgebäudes wird vom roten Putz befreit, um wieder den ursprünglichen Ausdruck ihres Ziegelmauerwerks herzustellen.
Fensterläden nehmen das Muster und Material der Dachaufbauten in der Fassade auf. So verwebt sich das neue Thema der Dachkrone mit der alten Fassadenordnung und stellt gleichzeitig Bezüge zu den Appenzeller Bauernhäusern her, in denen die berühmten St. Galler Stickereien einmal entstanden. Die Läden können entweder seitlich aufgeklappt oder nach oben gefaltet werden. In geöffnetem Zustand ragen sie in den Strassenraum hinaus und geben dem Museum zusätzliche Präsenz. In den grossen alten Ausstellungssälen können sie auch an der Innenseite der Fenster angebracht sein.

 

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